Wie beginne ich? – die erste Unterrichtsstunde

Es gibt sicherlich viele Möglichkeiten zu beginnen. Einige elementare Grundsätze meines Unterrichts und wie ich diese bereits in der ersten Stunde einführe, beschreibe ich hier:

1. Im ersten Unterricht ist es natürlich wichtig, jedes Kind erst einmal zu begrüßen und ein kleines Gespräch über die Orgel und den Unterricht zu führen. Selbst wenn Sie als Lehrer aufgeregt sind; die Kinder sind es sicher noch viel mehr. Fragen, die ich gerne stelle, um die Kinder einzustimmen und etwas aus der Reserve zu locken, sind z.B.:

  • Hast du schon einmal eine Orgel aus der Nähe gesehen?
  • Wann hast du zum ersten Mal eine Orgel gehört/ was magst du an einer Orgel?
  • Kennst du bereits den Namen von Bestandteilen der Orgel/ des Spieltischs (z.B. Taste/ Pfeife,…)?

Ganz kurz erkläre ich immer die Funktionsweise einer Orgel (Motor – Luft – Taste – Ventil – Pfeife) und lasse die Kinder auf das Rauschen des Motors hören.

Danach spiele ich eine kurze Melodie, um zu zeigen, wozu die Beweglichkeit der einzelnen Finger gebraucht wird. Wir wackeln dann alle mit dem Daumen (das kann nämlich eigentlich jedes Kind) und beginnen dann ganz langsam – Finger für Finger – mit dem Fingerklatschen.

2. Voraussetzung für das Spiel auf der Orgel ist in meinem Konzept die Fähigkeit, die eigenen Hände und Füße bereits relativ gut kontrollieren zu können. Gerade im Gruppenunterricht führen unbeabsichtigte “Heuler” sonst schnell zu einem anstrengenden Dauer-Lärmpegel.

Die Koordination der Hände und Füße lernen die Kinder direkt im Orgelsystem in Form von Klopfübungen. (Kap. 1 und 2 der Orgelschule)

In der ersten Unterrichtsstunde ist es normalerweise nicht möglich, bereits alle Klopfübungen durchzuarbeiten. Um die Kinder aber nicht zu enttäuschen, darf am Ende jedes Kind ein wenig auf der Orgel spielen. Schön ist es, wenn sie sich einen Charakter oder ein Tier aussuchen und darüber improvisieren. So haben sie gleich in der ersten Stunde ein eigenes “Stück” entworfen und sich kreativ und konstruktiv mit dem Instrument befasst.

3. Je nachdem, wie das Unterrichtskonzept ist, ist eine gute Absprache mit den Eltern/ Erzieher(inne)n und Kindern sinnvoll, um beispielsweise auf Dinge zu verweisen, die immer mitgebracht werden sollen (z.B. Orgelschule, Socken, Übheft) und um das gemeinsame Begleiten des Kindes zu etablieren. Ein Gespräch, das in wenigen Sätzen klarstellt, dass die Eltern einen wichtigen Anteil an der Entwicklung des Kindes haben und vom Lehrer in den Lernprozess einbezogen werden, kann Grundlage für eine gute Förderung und musikalische Entwicklung des Kindes sein.

Ein schönes Ritual, wenn Kinder von ihren Eltern abgeholt werden, ist es, dass noch einmal (in einer vom Kind gewählten Registrierung) ein Lieblingsstück oder das gerade erarbeitete Stück einmal vorgespielt wird. So wird spielerisch und kontinuierlich die Vorspielsituation geübt und Eltern die Möglichkeit gegeben, wertschätzend am Fortschritt des Kindes teilzuhaben.

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