Neben den Tonhöhen und Notennamen tut sich mit den Rhythmen und der Notation der Notenwerte ein großes Feld auf. Doch nicht nur die Notation, sondern auch die Bezeichnungen und Kombinationen sind so vielfältig und besonders, dass man auch mit guten Rechenkenntnissen nicht jeden Rhythmus sofort erfasst.
Kinder, die das Bruchrechnen vielleicht gerade mal bis zum Halbieren eines Kuchens nachvollziehen können, haben noch wenig Verständnis für etwas so abstraktes wie die Aufteilung eines Taktes. Wenn die Konzentration noch stark durch das Finden der richtigen Töne gefordert wird, ist das zusätzliche Erfassen eines Rhythmus kaum zu erwarten.
Dennoch ist mir im Unterricht wichtig, bereits recht früh ein Gespür für Tondauern zu entwickeln; gerade weil die Tondauer auf der Orgel so unmittelbar beeinflusst werden kann.
Der Unterschied zwischen Viertel, Halben und Ganzen ist den meisten Kindern zwar recht schnell klar. Allerdings wird es schwierig, sobald im mehrstimmigen Spiel eine Stimme den Ton hält, während eine andere den Ton wechselt. Um diese elementarste Form der Polyphonie anschaulicher zu gestalten, habe ich den Zwischenschritt der Überbindung gewählt: Jede Melodie wird zunächst ausschließlich mit Viertelnoten notiert. Längere Notenwerte entstehen durch Bindebögen. Kürzere Werte kommen erst später.
Die Transferleistung, die halbe Note später als “Zwei-Schlag-Note” zu lesen, fällt erfahrungsgemäß nicht besonders schwer. Der Vorteil liegt nun aber darin, dass die Spielpraxis bereits vorhanden ist und nur kognitiv eine zusätzliche Möglichkeit der Notation erlernt wird.
Wichtig war mir, dass die zuerst erlernte Notation nicht falsch ist. Sie ist nur auf Dauer etwas unpraktisch, weshalb Musiker diese Schreibweise nicht gewohnt sind. Sie befähigt die Kinder aber unabhängig davon wie viele Notenwerte sie bereits kennen, eigene rhythmische Vorstellungen selbst zu notieren und so nicht nur passiv, sondern aktiv und kreativ damit umzugehen.